Riesige Auswahl für vielfältige Anwendungen
Die Wärmedämmung von Dach, Fassade oder Decken spart Heizkosten, erhöht den Wohnkomfort und trägt zum Klimaschutz bei. Um die Potenziale optimal auszuschöpfen und allen Anforderungen gerecht zu werden, ist die Auswahl des passenden Dämmstoffes entscheidend.
Im Folgenden geben wir Ihnen einen Überblick über die verschiedenen Materialien und ihre Anwendungsgebiete. Wir erklären Ihnen die wichtigsten Begriffe, die für die Auswahl des geeigneten Dämmstoffes maßgebend sind. Letztendlich sind aber alle Entscheidungskriterien sehr individuell, abhängig vom Budget, dem ökologischen Anspruch und Einsatzort. Lassen Sie sich vorab gut beraten, damit Sie langfristig die richtige Entscheidung treffen.
Ob Kunststoffe, mineralische Fasern oder pflanzliche Rohstoffe – das Angebot an Dämmstoffen ist riesig. Und jedes Dämmmaterial gibt es in unterschiedlichsten Formen: als Platten, Matten, Schäume oder Schüttungen. Die Wahl des Dämmstoffes orientiert sich an dem Anwendungsbereich, der vorhandenen Bausubstanz und an den persönlichen Ansprüchen der Eigentümer*innen an eine Dämmung. Dämmstoffe müssen die in Deutschland geltenden Normen und Richtlinien erfüllen. Sofern sie in der richtigen Dicke angebracht werden, können jedoch grundsätzlich alle Materialien den gesetzlich geforderten Standard erfüllen.
1. Dämmstoffe im Detail
Derzeit am beliebtesten: Polystyrol und Mineralwolle
Ein Klassiker unter den Dämmstoffen ist Polystyrol (PS), ein geschäumter Kunststoff, der in Form von Platten verwendet und besonders häufig zur Fassadendämmung eingesetzt wird.
Materialien aus Polystyrol erzielen eine gute Dämmwirkung zu günstigem Preis – zudem können sie leicht verarbeitet und mit geringem Aufwand auf die richtige Größe gebracht werden. Gängige Formen sind Expandiertes Polystyrol (EPS) und extrudiertes Polystyrol (XPS), wobei sich XPS von EPS durch seine homogene geschlossene Zellstruktur unterscheidet. XPS ist aufgrund seiner hohen Druckfestigkeit und geringen Wasseraufnahme beispielsweise für eine Gebäudedämmung gegen Erdreich (Perimeterdämmung) geeignet.
Mineralwolle bezeichnet einen weichen Werkstoff aus künstlich hergestellten mineralischen Fasern, der eine gute Wärmedämmung mit gutem Schallschutz verbindet. Je nach Ausgangsmaterial unterscheidet man Glaswolle und Steinwolle. Die Vorteile: Die Dämmstoffe sind nicht brennbar – und können so auch bei erhöhten Brandschutzanforderungen eingesetzt werden. Genutzt wird Mineralwolle meist in Form von Matten oder in stärkerer Verdichtung als Platten.
Auf der Überholspur: ökologische Dämmstoffe
Ökologische Dämmstoffe erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Grundsätzlich können sie aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt werden, aus Recyclingmaterial bestehen oder natürlichen mineralischen Ursprungs sein. Oft enthalten einige dieser Produkte synthetische Zusatzstoffe, um sie vor Brand, Feuchtigkeit oder Schädlingen zu schützen. Ein Dämmstoff kann dennoch als „natürlicher Dämmstoff“ bezeichnet werden, wenn der synthetische Anteil nicht mehr als 25 Prozent des Materials ausmacht. Ökologische Dämmstoffe gelten als umweltfreundlich, gesundheitsverträglicher und lassen sich am Ende ihrer Lebensdauer gut entsorgen oder sogar recyceln. Außerdem sind sie gut geeignet, um den sommerlichen Wärmeschutz zu verbessern.
Hanf und Holzfaser gehören zu den nachwachsenden Rohstoffen und weisen eine sehr gute Klimabilanz auf. Unter dem Aspekt des sommerlichen Hitzeschutzes nehmen Holzfaserdämmplatten eine Vorreiterposition ein. Die größten Vorteile von Hanf sind eine hohe Feuchtigkeitsbeständigkeit, gute Schallschutzeigenschaften sowie die Resistenz gegenüber Schädlingen und Schimmel. Zellulose ist zerfasertes Altpapier – und wird zum Beispiel aus alten oder nichtverkauften Zeitungen hergestellt. Damit ist es ein Paradebeispiel für Recycling. Zellulose wird in Form von Platten angewendet oder für schwer zugängliche Hohlräume als Einblasdämmung. Dabei werden Zelluloseflocken mithilfe einer Einblasmaschine in die entsprechenden Hohlräume geblasen. Blähton ist ein anorganischer, mineralischer Baustoff, den man in Kugelform als Blähtongranulat für Topfpflanzen kennt. Er kann als Schüttung zur Dämmung der obersten Geschossdecke oder als Kerndämmung bei Sanierungen von 2-schaligen Außenwänden verwendet werden.
Ökologische Dämmstoffe sind an entsprechenden Zertifizierungen wie dem "natureplus®-Qualitätszeichen" oder der Kennzeichnung "Blauer Engel" zu erkennen.
Für mehr Ästhetik und Effizienz: Vakuumisolationspaneele
Einen Sonderfall stellen Vakuumisolationspaneele (VIP) dar. Vakuumisolationspaneele sind Dämmplatten, in die ein Vakuum integriert ist. Da ein Vakuum nahezu keine Wärme überträgt, lässt sich trotz geringer Plattenstärke eine hohe Dämmwirkung realisieren. Die noch recht teuren Vakuumdämmplatten kommen deshalb vor allem dort zum Einsatz, wo platzsparende Bauteile gefragt sind. Mit einer typischen Wärmeleitfähigkeit von weniger als 0,004 Watt/m² Kelvin ersetzt eine Vakuumdämmplatte von nur zwei Zentimetern Stärke eine Dämmplatte aus Polystyrol von zwanzig Zentimetern Stärke.
Gesetzlich vorgeschrieben: die Anwendungsmöglichkeiten der Dämmstoffe
Die DIN 4108 "Wärmeschutz und Energie-Einsparung in Gebäuden" ist eine DIN-Norm, die Anforderungen an den winterlichen und sommerlichen Wärmeschutz von beheizten Bauwerken festlegt. Die gesetzliche Vorgabe in Deutschland, das Gebäudeenergiegesetz (GEG), nimmt mehrfach auf diese Norm Bezug und regelt die Anforderungen an den Mindestwärmeschutz von beheizten Bauwerken.
Die Anwendungsmöglichkeiten der verschiedenen Dämmstoffe werden in europäischen Produktnormen wie zum Beispiel die DIN 4108-10 definiert. Angaben zu Material, Wärmeleitfähigkeit und Anwendungstyp müssen in Kurzform auf dem Produktetikett vermerkt sein. Am Beispiel EPS 035 DAA dm hieße das: EPS für Expandierten Polystyrol-Hartschaum, 035 für die Wärmeleitgruppe, DAA für das Anwendungsgebiet Außendachdämmung unter Abdichtung und dm für die mittlere Druckbelastbarkeit des Dämmstoffes.
Baustoffklassen: die Entflammbarkeit von Dämmstoffen
Die Wärmedämmung unterliegt in Deutschland strengen Brandschutzvorschriften. Dämmstoffe werden den Baustoffklassen „A“ (nicht brennbar von A1 bis A2) und „B“ (brennbar von B1 bis B3) zugeordnet. Blähton ist nicht brennbar und fällt somit unter A1. Mineralwolle ist nicht brennbar, enthält jedoch brennbare Anteile. Dadurch fällt der Dämmstoff unter A2. Polystyrol fällt unter B1 und ist damit schwer entflammbar. Ökologische Dämmstoffe erfüllen generell die Kriterien der Baustoffklasse B2 und sind als „normal entflammbare“ Materialien für viele Anwendungen am Bau zugelassen.
Auf dem Prüfstand: die Energiebilanz von Dämmstoffen
Die Energiebilanz gibt Auskunft darüber, wie lange ein Dämmstoff eingesetzt werden muss, um die Energie einzusparen, die für seine Herstellung aufgewendet wurde. Es lohnt sich, den Primärenergiebedarf mit der erwarteten Energieeinsparung zu vergleichen. Doch: Die Energiebilanz von Dämmstoffen ist immer positiv. Nach spätestens zwei Jahren hat sich die zur Herstellung benötigte Energie bei allen Dämmstoffen durch die erzielte Energieeinsparung amortisiert. Besser schneiden jedoch ökologische Dämmstoffe ab. So liegt beispielsweise die energetische Amortisationszeit von Zellulose bei unter einem Monat.
2. Entscheidende Dämmstoffkriterien
Wärmeleitfähigkeit
Entscheidendes Kriterium für die wärmedämmende Wirkung eines Dämmstoffs ist die Wärmeleitfähigkeit. Sie wird als Wärmeleitzahl Lambda in Watt pro Meter und Kelvin (W/mK) angegeben. Je niedriger der Wert ist, desto schlechter leitet das Material Wärme und desto besser sind die Wärmedämmeigenschaften. Gebräuchliche Dämmstoffe mit guter wärmedämmender Wirkung weisen Werte zwischen 0,025 und 0,045 Watt/m² Kelvin auf. Dieser Wert findet sich als „Wärmeleitgruppe“ WLG 025 bis 045 auf den Produkten wieder. Es gibt jedoch auch Materialien mit einer geringeren Wärmeleitfähigkeit – diese sind jedoch recht teuer und eignen sich vor allem für Spezialanwendungen.
Wärmedurchgangskoeffizient
Richtungsweisend ist auch der Wärmedurchgangskoeffizient (U-Wert). Er beschreibt, wie viel Wärme (in Watt) pro m² Fläche durch ein Bauteil bei einer bestimmten Temperaturdifferenz (in Kelvin) fließt. Die Maßeinheit des U-Wertes ist W/m2K. Der U-Wert wird über die Dicke und die Wärmeleitfähigkeit der einzelnen Schichten sowie über den Wärmeübergang an den Oberflächen des Bauteils ermittelt. Je niedriger der Wärmedurchgangskoeffizient ist, desto besser sind die Dämmeigenschaften eines Bauteils – und desto weniger Heizenergie geht verloren.
Wärmespeicherfähigkeit
Eine wichtige Rolle für den sommerlichen Wärmeschutz spielt die Wärmespeicherfähigkeit. Sie beschreibt die Fähigkeit eines Stoffes, zugeführte Wärmemengen aus der Umgebung zu puffern. Sommerliche Hitze wird tagsüber gespeichert und bei kühleren Temperaturen in der Nacht abgegeben. Besonderes Augenmerk sollte beim sommerlichen Wärmeschutz auf der Dachdämmung liegen – vor allem, wenn das Dachgeschoss als Wohnraum dient. In der Regel haben Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen wie beispielsweise Holzfaserplatten, Zelluloseflocken oder Hanffasermatten eine bessere Wärmespeicherfähigkeit als Produkte auf Erdölbasis wie Polystyrol.
3. Auswahl Ihres Dämmstoffes: Lassen Sie sich beraten!
Abhängig vom Anwendungsbereich, finanziellen Mitteln oder auch individuellen Wünschen können für die meisten Dämmvorhaben sowohl konventionelle als auch ökologische Dämmstoffe eingesetzt werden.
Grundsätzlich lässt sich festhalten, dass ökologischen Dämmstoffen hinsichtlich ihrer Dämmwirkung, der Feuerbeständigkeit und der Haltbarkeit den konventionellen gegenüber absolut konkurrenzfähig sind. In puncto Klimaschutz und Nachhaltigkeit weisen sie klare Vorteile auf.
Eine Beratung durch qualifizierte Fachleute hilft, den passenden Dämmstoff zu finden. Nutzen Sie die Hilfe der Bonner Energie Agentur – wir beraten Sie gerne!
Unsere Tipps
- Grundsätzlich gilt: Viele Wege führen zu einer Dämmung. Und jeder Dämmstoff ist für unterschiedliche Anwendungen geeignet. Welche Lösung am besten geeignet ist, hängt von Ihren individuellen Wünschen, dem Budget und dem Zustand des Gebäudes ab. Hilfestellung bei der Auswahl gibt Ihnen ein/e Energieberater/in.
- Ganz gleich, für welchen Dämmstoff Sie sich entscheiden: Sie müssen sich an die Vorgaben des Gebäudeenergiegesetz (GEG) halten. Wenn Sie Förderungen beanspruchen möchten, gelten sogar strengere Vorgaben. Auch hier ist ein Beratungsgespräch sinnvoll.
- Eine hohe Wärmeleitfähigkeit kann durch eine größere Dämmstoffdicke ausgeglichen werden. Muss platzsparend gedämmt werden, eignen sich Dämmstoffe mit einer sehr geringen Wärmeleitfähigkeit.
- Eine professionelle Planung berücksichtigt auch Fenster, Türen oder Übergänge. Die Dämmwerte der Fensterelemente und Anschlussdetails sollten im Auge behalten werden.
- Die fachgerechte Ausführung sollte durch geschulte Fachleute erfolgen. Nur so können Wärmebrücken und Fehler in Bezug auf die Luftdichtheitsebene vermieden werden. Die Dämmwerte der Fensterelemente und Anschlussdetails sollten im Auge behalten werden.
Weiterführende Links
- Ökobau-Rheinland bietet Fachwissen rund um ökologisches und energieoptimiertes Bauen und Wohngesundheit
- co2online engagiert sich seit 2003 als gemeinnützige Beratungsgesellschaft für den Klimaschutz
- - ganz gleich, welches Bauteil: Bei der Auswahl des passenden Dämmstoffes hilft Ihnen auch das Handbuch Wärmedämmung – Fragen und Antworten vom Umweltbundesamt